Diener ?

Diener

Es gab da einen jungen deutschen Kollegen, der hatte lieber Koch werden wollen. Aber sein ägyptischer Vater verbot es ihm. Unmöglich, sich vorzustellen, meinte der Vater, er bespräche sich mit Geschäftsfreunden in einem Restaurant, und sein Sohn wäre dort der Koch. Es ging ihm dabei nicht um das Kochen, eine durchaus ehrenwerte Tätigkeit, sondern um das Dienen. Sein Sohn im Dienerstatus, unmöglich für ihn und die ganze Familie. Die Sichtweise eines ägyptischen Vaters. Vielleicht ist diese Blickweise ja gar nicht so falsch und diese moderne Dienstleistungsgesellschaft hierzulande ist auf dem Weg in die alte Dienergesellschaft. Und dieses neue Berufsfeld „Wirtschafterin für den gehobenen Haushalt“ ist eine schöne Umschreibung für modernes Dienstpersonal. Kein Job für meine Tochter.

(2008)

Diener ?

Angesagt

Weißt Du noch

Damals warst du mein rosarotes Schweinchen

So merkwürdig amerikanisch glattrasiert

An Achsel und Beinen

Unser Sohn bekam dann mein Fell

Und Deine Figur

Und jetzt? Ist er nicht im Trend

Denn angesagt sind Jungs

Mit Waschbrettbauch

Und glattrasiertem Leib

Glatt wie ein Kinderpopo

Das sie sich bloß nicht verwechseln.

(2010)

Diener ?

Schatten

Lang und länger wird der Schatten

Werden groß und größer wir

Hoch und höher unsere Häupter

Schmal und schmaler mit festem Stand

Wächst unsere Liebe über den Sand

(2010)

Alles nur Hexen

Bei den Graugänsen lernen die Jungen in den ersten zwölf Stunden ihres Lebens das Bild ihrer Eltern kennen und folgen von da an nur ihnen. Eine solche Prägung, so fand der Tier- und Verhaltensforscher Konrad Lorenz heraus, kann auch auf einen Menschen erfolgen, wenn dieser das erste Lebewesen ist, das die kleinen Graugänse erblicken.

Ich war lange Zeit auch so eine früh geprägte Graugans, eine mensch-liche sozusagen. Meine Prägung war die auf grünäugige weibliche, menschliche Wesen. Ich hielt sie über Jahrzehnte hinweg für ganz besondere Wesen, denen ich in Paarungssituationen reflexartig hinterher lief. Menschen, wenn sie in die Welt geholt werden, reagieren haupt- sächlich auf dreierlei Weise.

Einmal in der Weise, dass sie sich ob des Ereignisses der Geburt vor Schreck nicht rühren, sie brauchen den bekannten Klapps auf den Hintern, damit sie anfangen zu schreien und ihrer Umgebung ihr Lebendigsein anzeigen, macht neun oder sogar zehn Punkte. Die Anderen schreien gleich los und die dritten gucken still, was denn nun nach dem mehr oder weniger mühseligen Herauskommen aus dem Mutterleib da so los ist. Sie brauchen keinen Klapps, sie sind gleich voll da, aber halt still. Umgekehrt werden sie natürlich auch beguckt, Aug in Aug beguckt man sich. Das kann lebenslang prägen.

Für meine Fixierung auf das Grünäugige kamen drei Personen in Frage, das heißt drei Frauen, Mama, die Hebamme und Tante, die im Krankenhaus meiner Geburt arbeitete und natürlich das Kind ihrer Schwester gleich in Augenschein nehmen wollte. Jedenfalls behauptete sie immer steif und fest, sie wäre die erste gewesen, die mich komplett erblickt hätte. Aber sie hatte keine grünen Augen, eher blass-blau mit bernsteinfarbenen Tupfern. Und die Hebamme war mit meiner Geburt beschäftigt, mit meiner Lebendigkeit, ich zappelte, schrie aber nicht, guckte gleich umher, aber sie guckte mir nicht tief in die Augen.

Blieb Mama. Nach Aussagen von Tante hatte sie grüne Augen. Grüne Augen schienen mir schon als was ganz spezielles, einfach weil sie viel seltener sind als blaue Augen hierzulande, geschweige denn braune, dunkle Augen weltweit.

Natürlich bestehen Menschen, Frauen nicht aus nur Augen, nach denen sie einem sympathisch sind und gefallen. Eigentlich über-flüssig, das hier zu erwähnen. Ein kleiner Mensch wird groß, das Gesichtsfeld auch, dem ersten Eindruck folgen weitere.

Aber was die Erweiterung des Gesichtsfeldes bei mir in die Länge zog, war, das Mama die Geburt meiner Schwester nicht überlebte, ich war keine drei Jahre alt. Ich hatte ab diesem Zeitpunkt keine eigene Anschauung mehr, was Mama betraf. Mir blieben im wesentlichen die Erzählungen von Tante. Vater hatte der Einfachheit halber dann Tante geheiratet, ich musste mich kaum umgewöhnen und für meine Schwester wurde Tante zur Mama. Ansonsten sprach Vater nicht darüber. Und später fand ich nur Schwarzweißfotos von einer jungen, hübschen Frau, die Klavier spielen konnte und Mama sein sollte.

Und so waren mir grünäugige weibliche Wesen immer was fast Mysteriöses, immer irgendwie Anziehendes. Und das brachte mir wenig Glück. Ich erinnere mich an einige, und bei Licht besehen waren es gar nicht doch so viele. Pragmatischerweise waren meine Ambitionen dem weiblichen Geschlecht gegenüber letztlich doch nicht von der Augenfarbe abhängig. Aber näher was zustande kam mit Grünäugigen so recht nichts.

Oder so... Die ganze Geschichte steht im neuen Buch : * Durch die Zeit - in der Zeit* Erscheint im Juli 2011

(2011)